Der Pilz des Monats Juni 2001

Heiderotkapppe

- Die Heide-Rotkappe -
- Leccinum versipelle (Fr.) Snell -
- Norwegisch: Rødskrubb -
- sehr guter Speisepilz -



Allgemeine Beschreibung:

Wir haben die Heide-Rotkappe deshalb als Pilz des Monats Juni ausgewählt, weil dies dem frühesten Beginn seiner Erscheinungszeit am ehesten entspricht.
Dieser stattliche Pilz, den man ohne weiteres zum "Wappenpilz" von Skandinavien erheben könnte, ist als typischer Vertreter seiner Gattung während des ganzen Sommers und bis spät in den Herbst hinein zu finden und seine herrlichen, stattlichen, weithin leuchtenden Fruchtkörper erfreuen das Auge des Wanderers genauso wie das des Pilzsuchers. Er kommt in allen nordischen Regionen vor, ist dort auch nirgends selten, und besticht zudem auch noch durch seinen Wohlgeschmack.

Die Gattungsbeschreibung

Die Heide-Rotkappe, auch Birken-Rotkappe genannt, gehört zusammen mit ihren Rotkappenverwandten wie der Espen-Rotkappe, ospeskrubb, der Eichen-Rotkappe, eikeskrubb, der Föhren-Rotkappe, furuskrubb, und dem Pappelrauhfuß, svart ospeskrubb, und den mehr braunhütigen Birkenpilzenarten in die

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Röhrlingsverwandten (Boletaceae)
- Familie der Röhrlinge (Boletales)
- Gattung der Rauhstielröhrlinge (Leccinum).



Die Heide-Rotkappe in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 484
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux 086
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 171
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 090
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 228

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.



Espenrotkappe

- Espen-Rotkappe -
- Leccinum rufum -
- Norwegisch: Ospeskrubb -



Espenrotkappe

- Espen-Rotkappe -
- Leccinum rufum -
- Norwegisch: Ospeskrubb -



Espenrotkappe

- Espen-Rotkappe -
- Leccinum rufum -
- Norwegisch: Ospeskrubb -



Espenrotkappe

- Espen-Rotkappe -
- Leccinum rufum -
- Norwegisch: Ospeskrubb -



Eichen-Rotkappe   Eichen-Rotkappe

- Eichen-Rotkappe -
- Leccinum quercinum -
- Norwegisch: Eikeskrubb -
(bei Eiche, aber auch Linde und Buche)



Die Hüte aller Pilze dieser Gattung sind trocken, matt bis feinfilzig. Die Röhrenschicht (der Schwamm) lässt sich gut vom Hutfleisch ablösen und schaut im Alter gern polsterförmig unter dem Hut hervor.
Die Stiele sind deutlich rauhschuppig, was die Gattung unter anderem so eindeutig von den anderen Röhrlingen abgrenzt und auch zu der deutschen Vornamens-bezeichnung (Rauhstiel-) und der norwegischen Nachnamensbezeichnung (-skrubb) geführt hat. Das Spp (Sporenpulver) ist gelb bis olivbraun. Alle Arten sind Mykorrhizapilze.

Die Birkenpilze haben die schlankeren Stiele, die Huthaut steht am Hutrand nicht über, das Pilzfleisch wird schnell weich und verfärbt im Schnitt nur schwach.

Die Rotkappen hingegen haben zumindest jung kräftigere, fast dick zu nennende Stiele, die Huthaut ist immer zu groß bemessen und steht deshalb am Hutrand über, das Fleisch ist fest und bleibt es auch sehr lange; es verfärbt sich jedoch beim Anschneiden schnell nach grauschwarz.

Alle Rauhstielröhrlinge sind in Deutschland geschützt und dürfen nur in kleinen Mengen zum direkten eigenen Verbrauch gesammelt werden. Der Handel mit in Deutschland gefundenen Rauhstielröhrlingen ist streng verboten.

Beschreibung der Art:
Kurzcharakteristik:


Röhrling mit orangerotem Hut und schwarzgeschupptem, ziemlich rauhem und kräftigem Stiel. Die Huthaut hängt deutlich über dem Hutrand über, das Fleisch wird im Abschnitt schnell blauschwarz. Vorkommen: Unter Birke. (Typischer Sommer/Herbst-Pilz.)

Beschreibung:

Hut mit 5 - 20 cm Durchmesser, oft auch darüber, jung fast kugelförmig mit am Stiel anliegender Huthaut, später ausgebreitet, wenn trocken, dann gerne in der Mitte in kleine Schüppchen aufreißend, rotbraun bis orangerot oder gelborange, bisweilen ausgeblaßt bis fast völlig entfärbt, Huthaut typisch überstehend. Röhren weiß bis grauweiß, Röhrenmündungen hellgrau, nach und nach ausblassend, keine Farbveränderung auf Druck.
Stiel 8 - 20 cm hoch, 1,5 - 5 -(7) cm dick, oft keulig zur Basis hin verdickt mit schwärzlichen Schüppchen auf weißgräulichem Grund dicht bedeckt, auf Druck im unteren Stielteil blaugrün verfärbend.
Fleisch weißlich, fest und lang so bleibend, im Schnitt zunächst rosalila, dann violettgrau und zum Schluß fast gänzlich schwarz.
Geruch unbedeutend, Geschmack mild.

Vorkommen:

Die Heide-Rotkappe ist streng an die Birke gebunden und kommt besonders in Heidelandschaften auf sauer sandigen Böden mit Heidekraut-, Heidel- und Preiselbeerbewuchs vor. Im norwegischen Fjell und auf den Hochebenen der Hardanger Vidde und Dovre, also überall dort, wo die Birke sich aufgrund der Witterungsverhältnisse mehr und mehr zurückzieht, übernimmt die Zwergbirke die Mykorrhizabildung mit der Heide-Rotkappe. Die Verbreitung ist landesweit von Kap Lindesnes bis zum Nordkap. Es ist eine der häufigsten in Skandinavien und damit auch in Norwegen vorkommenden Pilzarten.

Erscheinungszeit:

Juni bis Oktober, abhängig von der Menge des Regens im Sommer und der Wärme im Herbst

Verwertung:

Die Heide-Rotkappe ist ein vorzüglicher Speisepilz, der für alle Arten der Pilzzubereitung empfohlen werden kann. Leider schreckt seine deutliche Schwarzverfärbung immer noch einige Leute ab, sodass der Pilz unberechtigterweise bei manchen Autoren nur 2 anstatt der verdienten 3 Sterne erhält. Die Verfärbungen des Pilzfleisches beim Anschnitt, ob nach blau, grün, rot oder auch schwarz, sind Reaktionen der Pilzinhaltsstoffe mit dem Sauerstoff in der Luft und keine Zeichen für Giftig- oder Ungenießbarkeit, auch können daraus keine Schlüsse auf einen eventuellen guten oder schlechten Geschmack des Pilzgerichtes gezogen werden.

Wird vor dem Kochen das verfärbte Pilzfleisch mit Zitronensaft beträufelt, wird die Verfärbung deutlich vermindert und geht in ein eher helles Grau über. Trotzdem ist die Rotkappe ein vorzügliches Einzelgericht.
Der Pilz ist zum Trocknen genauso geeignet wie zum Einfrieren, lediglich Einkochen ist, wegen der bei Röhrlingen stark vorhandenen Neigung zum Verschleimen, nicht zu empfehlen. Aus diesem Grunde sollten wir die Pilze zum Reinigen am besten nur mit einem weichen Tuch/Küchenpapier abwischen oder mit einem Pinsel bearbeiten und in keinem Fall waschen !
Wasser wird von Röhrlingen besonders gern aufgesogen und somit der bereits angesprochene Verschleimungsprozess gefördert. Wer Pilze gerne "al dente" mag, sollte deshalb auf das Waschen lieber verzichten.


Rezepte für die Zubereitung dieses Pilzes

- Steinbeißerfilets auf Rotkappen
- Pilzstreugewürz
- Pilzragout auf Toast


Besonderer Tipp für Nordlandreisende:

Es wird besonders bei allen Röhrlingsarten, die zu Speisezwecken gesammelt werden, empfohlen, nur junge, absolut knackigfeste Pilze zu sammeln. Ältere Exemplare werden oft weich, matschig und wirken nur noch sehr wenig appetitlich.

Dass es in Skandinavien auch viele Mücken gibt, ist allgemein bekannt, und dies gilt eben auch für ein Insekt, das wir Pilzsammler am liebsten "auf den Mond" verbannen würden, gemeint ist die Pilzfliege. Sie legt ihre Eier in "unsere Pilze", der Nachwuchs futtert sich gut geschützt durch das Innere, bis die Made groß genug ist. Dann lässt sie sich zu Boden fallen, verpuppt sich und der Kreislauf beginnt aufs Neue.

Leider ist diese Pilzfliege meist schneller als wir Sammler und hat bereits im kleinsten Pilzfruchtkörper schon ihre Eier abgelegt, lange bevor wir ihn überhaupt sehen und pflücken konnten. Mein Freund Konrad sagte dazu schon immer resigniert: "Es sind halt die Würmer, die einem die Pilze madig machen!"

Aus den Fliegeneiern entwickeln sich mit rasender Geschwindigkeit fresslustige und gierige kleine Monster, die keine Gnade mit ihrem Wirt kennen und die uns auf diese Weise unsere Beute streitig machen. So manche vermeintlich schöne und nach erstem Ansehen im Wald auch madenfreie Rotkappe, musste zuhause aufgegeben werden, weil die gierigen Biester schon wieder schneller waren als wir und die Zeit, in der die Fruchtkörper noch im Korb lagerten, bestens für sich zu nutzen wussten. Wer sich diese Enttäuschung ersparen will, folge unserem aus Erfahrung gewonnenen Rat:
Putzen Sie die Pilze grob vor, indem Sie Erde, Moos und Pflanzenreste mit dem Messerrücken abschaben.
Schneiden Sie bitte jeden Pilz, auf alle Fälle aber alle Röhrlinge, immer von oben - also von der Hutmitte aus - einmal ganz der Länge nach durch, sodass evtl. vorhandene Madengänge (bei den Rotkappen sind auch diese schwarz verfärbt) sofort sichtbar werden.

Sind Hut und Stiel in der Schnittansicht madenfrei, sollten die ohnehin beim Kochen verschleimenden Röhren entfernt werden, indem diese vorsichtig mit dem Messerrücken vom Hutfleisch abgelöst werden.

Hat die Pilzfliege bereits wieder zugestochen, legt sie ihre Eier fast immer direkt auf die Grenzlinie zwischen Hutfleisch und Röhrenschicht. Man erkennt die Nester erst so richtig, wenn man die Röhren entfernt hat; danach können diese ausgeschnitten werden.

Diese Vorgehensweise gewährleistet, dass keine gierigen "Mitesser'" im Korb mit nach Hause getragen werden, und man erspart sich auf jeden Fall daheim in der Hütte beim Reinigen die große Enttäuschung, wenn die erhoffte üppige Pilzmahlzeit plötzlich Pilz um Pilz im wahrsten Sinne des Wortes "verschwindend gering" wird.