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Die Parasiten
Parasitisch lebende Organismen gibt es in der Natur viele und auch die Pilze bilden dabei keine Ausnahme. Parasiten sind von der Begriffsbestimmung her Organismen, die auf Kosten anderer leben, Schmarotzer eben, denen es völlig egal ist, ob der Wirt, von dem sie sich ernähren lassen, einer eigenen Spezies oder einer anderen Gesellschaft entstammt.
Nun ist es allerdings in der Natur so geregelt, dass nur der von Parasiten befallen werden kann, der krank ist und sich gegen den Angriff eines solchen Parasiten nicht mehr wehren kann.
Im Falle unserer Pilze bedeutet dies, dass sie sich sogenannte Totholzstellen an Baum, Strauch oder sonstiger Pflanze suchen müssen, wo keine Gegenwehr mehr möglich ist. Dort bildet der Pilz zunächst einen sogenannten "Brückenkopf", um festen Fuß auf dem eroberten Gelände zu fassen.
Sobald dies geschehen ist, beginnt der Pilz mit seiner Ausbreitung im toten Gewebe des unfreiwilligen Wirtes.
Hierbei muss man wissen, dass bei einem Baum nur die hauchdünne, direkt unter der Rinde, die lebende, grüne Schicht ist, durch die auch die Kapillarröhrchen laufen, die für den Nährstofftransport von den Wurzeln zur Krone und umgekehrt sorgen. Diese Schicht des Baumes wird jedes Jahr erneuert, die vorjährige stirbt ab, verholzt sozusagen, und es entstehen die Jahresringe, die uns das Alter des Baumes verraten, sobald wir ihn gefällt haben.
Jetzt ist auch zu verstehen, warum der Rundumschutz des Baumes durch eine vollständig intakte Rinde so unglaublich wichtig ist.
Solche Totholzstellen ergeben sich bei gesunden Bäumen nicht einfach so, sie entstehen aber z. B. durch Rückeschäden, wenn also geschlagene Stämme durch den Wald gezogen und dabei andere Stämme verletzt werden, oder aufgrund von Verkehrsunfällen, bedingt durch das Fegen der Rehe und Hirsche (Abstreifen ihres Bastgewebes vom Geweih), also im großen Ganzen durch Aktivitäten, die den Schutz des Baumes durch äußere Einflüsse, d. h. seine Rinde verletzen.
Auch das unsachgemäße Absägen oder Abhacken von Ästen, ohne anschließende Versiegelung der Schnittstellen, verursacht offene Stellen, und wenn eine solche Verletzung durch den Baum selbst nicht mehr rechtzeitig verschlossen werden kann (Harzproduktion), dann hat ein Parasit Zeit und Muße sich festzusetzen.
Es ist somit Aufgabe des Menschen, wenn er schon einen Baum verletzt, auch dafür zu sorgen, dass die Verletzung wieder sachgerecht geschlossen wird.
Da Parasiten nur kranke Tiere, Menschen und Pflanzen angreifen und sich bei ihnen festsetzen können, werden sie gleichzeitig zu wichtigen Gesundheitswächtern der Natur, die zum Schutz und Nutzen der Artengesundheit und -vielfalt nur die Stärksten und Gesündesten überleben lassen.
Normalerweise befällt ein Parasit seinen Zwangswirt und lässt sich, ohne dafür eine Gegenleistung zu erbringen, einfach miternähren. Dies ist auch nicht schlimm, so lange dieser genügend Nahrungsreserven hat bzw. produziert. Wird die Produktion aber weniger oder sind die Reserven erschöpft, was passiert dann?
Hier unterscheiden die Mykologen drei Formen des Parasitismus:
Aggressive Parasiten
Ein aggressiver Parasit hingegen ist der berühmte Hallimasch. Ein Baum, der von ihm befallen wird, ist innerhalb weniger Jahre des Todes und dies aus folgendem Grund:
Der Hallimasch gibt sich im Gegensatz zu den Alters- und Schwächeparasiten nicht mit der Nahrung zufrieden, die er von seinem Wirt angeboten bekommt. Von der Stelle aus, von der er den Angriff auf den Baum beginnt, schickt er seine feinen Pilzhyphen in das gesunde lebende Gewebe des Baumes vor, tötet dieses ab (vergiftet es praktisch), indem er chemische Stoffe freisetzt, die das Baumgewebe schädigen, und ernährt sich direkt von diesem. Einen solchen Angriff kann der Baum natürlich nur kurze Zeit ertragen, er wird krank, siecht dahin und ist innerhalb weniger Jahre tot.

- Hallimasch Agg. (Aggregat) -
- Armillaria spec. -
- Norwegisch: Honningsopp -
- gilt in Deutschland als bedingt essbar, also kein Speisepilz und in Norwegen als Giftpilz -
© by Thomas Gottwald, Bad Vilbel
Sobald der Baum abgestorben ist, ist der Hallimasch jedoch noch nicht am Ende.
Nichtaggressive Parasiten
Nichtaggressive Parasiten sind z. B. Porlinge, wie der Pflaumenbaum-Zunderschwamm, die als sogenannte Altersschwäche-Parasiten erst ab einem bestimmten Alter, wenn der Baum knorrig und die Rinde durch Wind und Wetter rissig aufgesprungen ist, diesen befallen, sich von ihm miternähren lassen, ihm aber nur so viele Nährstoffe entnehmen, wie er ohne Schädigung der Wirtspflanze entbehren kann.
Stirbt die Wirtspflanze eines Tages ab, dann stirbt der Parasit mit ihr, weshalb dieser also schon von sich aus darauf bedacht ist, sie nicht allzu sehr zu schädigen.
Vakultativer Parasitismus
Wie eine ganze Reihe weiterer parasitischer Pilzarten gehört der Hallimasch in die Gruppe der vakultativen Parasiten.
Darunter versteht die Wissenschaft Parasiten, die ihre Lebensweise verändern können. Während der zuvor erwähnte Pflaumenbaum-Zunderschwamm zusammen mit seinem Wirt stirbt, haben die vakultativen Parasiten einen Weg gefunden, noch einige Jahre als "Saprophyten" weiterzuleben. Das heißt konkret, dass unser Hallimasch, nachdem er erst den Baum umgebracht hat, ihn jetzt als "Saprophyt" weiter besiedelt und, solange noch Nährstoffe vorhanden sind, ihn weiter zersetzt wie im Kapitel "Saphrophytismus" beschrieben. Die vakultativen Parasiten haben damit eine Möglichkeit, ihren Lebenszyklus, praktisch ihr Lebensalter zu verdoppeln.
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