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Die Lebensweise und die Aufgaben der Pilze in der Natur
Wir wollen hier auch keine Abhandlung über die Aufgaben der Schleim-, Hefe- oder Schimmelpilze schreiben, dies überlassen wir besser den Experten der Universitäten und Mykologischen (pilzkundlichen) Institute.
Unser Ziel ist es, zu versuchen, die für uns aus naheliegendem Grund so interessanten Großpilze etwas genauer kennen zu lernen, und wir befassen uns deshalb im Folgenden etwas eingehender mit ihrer Lebensweise, indem wir versuchen den Begriff "Pilz" näher zu beleuchten, seinen Platz in der botanischen Familie präziser zu definieren und die Art und Weise seiner Vermehrung, seine Ernährung und seine Ansprüche an seinen Lebensraum (Standort) in einer für mykologische Laien verständlichen Form zu erklären und darzustellen.
"Pilzpflanze" oder "Pilzgewächs"? "Flora,""Fauna" oder
vielleicht doch "Funga"??
Im großen botanischen Reich des Lebens existieren drei für sich abgetrennte, eigenständige Welten. Der Wissenschaftler bezeichnet sie als "Flora, die Pflanzenwelt", als "Fauna, die Tierwelt" und als "Funga, die Pilzwelt". Was die Funga, also die Pilzwelt, von den beiden anderen Welten deutlich unterscheidet, das wollen wir in diesem Abschnitt versuchen herauszuarbeiten.
Zunächst etwas Grundsätzliches zu der "Pilzpflanze" an sich. Der Pilz ist keine Pflanze im landläufigen Sinn und sollte deshalb eher als "Pilzgewächs" bezeichnet werden.
Hierfür gibt es mehrere Gründe:
1 Die Pilze können genauso wenig wie Mensch und Tier den pflanzentypischen chemischen Wirkstoff "Chlorophyll" herstellen.
2 Sie sind der Photosynthese nicht mächtig und somit genau wie Mensch und Tier auf bereits vorhandene, durch die Pflanzen erzeugte Nahrungsmittel angewiesen.
3 Das Zellgerüst und die Zellwände der Pilze bestehen zu einem unterschiedlich hohen und nicht unerheblichen Teil aus "Chitin", dem Panzerstoff der Insekten, der allen Verdauungsversuchen des menschlichen Magen-/Darmtraktes widersteht und deshalb unverdaut wieder ausgeschieden werden muss. Die Pilze erhalten dadurch ihr etwas knorpelig zähes Fleisch, das, je höher der Chitinanteil in den Zellwänden ist, umso biegsamer, elastischer und unverdaulicher wird.
4 Die Gruppe der Schleimpilze ist in der Lage sich fortzubewegen, sich ihre Nahrung selbst zu suchen, die für die weitere Entwicklung notwendig ist. Ihr Pilzleben beginnt sie wie einzellige Amöben, die sich durch Verlagerung der Zellkerne fortbewegen können. Der Pilzkörper erstarrt erst dann zu einem standortfesten Gewächs, wenn die Vermehrung durch Sporenreife ansteht. Die "Pilzwelt" wurde deshalb noch im 19. Jahrhundert von namhaften Wissenschaftlern der "Tierwelt" zugeteilt und dort bei den "Niederen Tieren", den Amöben sowie einzelligen Kleinstlebewesen angesiedelt.
5 Allerdings wachsen alle anderen Pilze, ob Schimmel-, Hefe- oder Großpilz, standorttreu und bewegen sich niemals von der Stelle. Diese Eigenschaft deutet eher auf Pflanzenwachstum hin. Auch kann das einmal im Boden oder Substrat befindliche Pilzgewächs, solange noch ein Nahrungsangebot besteht, Jahre und Jahrzehnte, ja sogar Jahrhunderte alt werden, auf alle Fälle deutlich älter als Mensch und Tier, und bleibt trotzdem - wie Baum und Strauch - immer an einer Stelle.
6 Die Schleimpilze also eine Ausnahme ? Ein Irrtum der Natur ? Nein, mitnichten, denn alle Pilze vermehren sich durch Sporenbildung, wie dies auch andere kryptogame Pflanzen, nämlich Algen, Moose, Flechten und Farne, tun (kryptogame = sporenbildene Pflanzen).
7 Im Gegensatz zu Mensch und Tier sind die Pilze aber auch zu einer ungeschlechtlichen Vermehrung fähig. In einem bestimmten Stadium ihres jährlichen Lebenszyklus können einige Pilze, darunter auch einige Großpilzarten, durch das Abschnüren von "Hyphenenden" (Enden von Pilzfäden) Sporen erzeugen, ohne dass es zuvor zur Kernverschmelzung (dem eigentlichen Akt der Vermehrung) gekommen ist.
Wenn wir die Punkte 1 - 7 genauer betrachten, stellen wir fest, dass die ersten vier Punkte gegen eine Zuordnung zu den Pflanzen, also zur Flora, und die anderen drei gegen die Zuordnung zu Tier und Mensch, also der Fauna, sprechen. Weitere Punkte pro und kontra würden sich bei einigem Suchen bestimmt noch finden lassen. Was lag also näher, als diesem widerspenstigen Gewächs, das überall und nirgends hinzuzugehören schien, eine eigene Welt, nämlich die der Funga, also der Pilze, zuzugestehen?
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