Der Pilz des Monats April 2007

Zimthautkopf

Zimthautkopf

- Zimthautkopf –
- Cortinarius cinnamomeus –
- Norwegisch: Kanelslørsopp –
- schwach giftiger Pilz –


Gattungszuordnung

- Klasse der Ständerpilze (Basidiomycetes)
- Ordnung der Blätterpilzverwandten (Agaricales)
- Familie der Schleierlingsartigen (Cortinariaceae)
- Gattung der Schleierlinge (Cortinarius)
- Untergattung der Hautköpfe (Dermocybe)



Der Zimthautkopf in der Literatur

Titel Autor Seite
- Der große BLV-Pilzführer Ewald Gerhardt 288/1
- Der große Kosmos-Pilzführer Hans E. Laux ---
- Sopp i Norden og Europa Bo Nylén / Per Marstad 442/1
- 1200 Pilze Rose Marie Dähnke 708/2+709/2
- Svampar / Pilze Rymann / Holmåsen 485
- Pareys Buch der Pilze Marcel Bon 226/1

Weitere Literatur zur Bestimmung von Pilzen ist auf unserer Literaturseite aufgeführt.


Vorwort:
Kurzübersicht über die Großgattung Cortinarius, Schleierlinge, Slørsopper und ihre sieben Untergattungen


Gestatten Sie mir zu den Schleierlingen/Haarschleierlingen (= Cortinariaceae) ganz allgemein ein paar Worte zu verlieren, denn ich glaube, es ist wichtig diese Gattung insgesamt einmal vorzustellen und nicht nur immer einzelne Arten herauszupicken.
Im Wald begegnen dem eifrigen Pilzsammler die Schleierlinge häufiger als man glaubt und meist bleibt nur ein sehnsüchtiger Blick auf teils stattliche Fruchtkörper, deren Bestimmung allerdings die Kenntnisse und Fähigkeiten der meisten Pilzfreunde übersteigt.
Die Gattung Cortinarius ist so groß, dass die Pilzwissenschaftler Untergattungen schaffen mussten um eine allererste Ordnung in das Pilzsammelsurium das sich alles Schleierlinge nannte, zu bringen.
Ein oftmals im Scherz zitierter Satz, der aber ein großes Körnchen Wahrheit in sich birgt, besagt: „Es gibt ca. 500-600 Schleierlingsarten in der Natur und ca. 3000 in der Literatur.“
Das will sagen: Die Wissenschaft ist sich in der Bewertung und Beschreibung vieler Schleierlingsarten so gründlich uneins, dass eben mehr Schleierlingsarten beschrieben wurden, als es überhaupt in der Natur gibt.
In den letzten Jahren haben sich viele namhafte Pilzwissenschaftler aus Europa und Übersee zusammen getan und u. a. sogar eine eigene Cortinariengesellschaft gegründet. In Skandinavien haben mehrere Pilzspezialisten damit begonnen die komplexe Gattung neu zu überarbeiten und eine Flora Photographica herauszugeben, die sich nur mit Schleierlingen beschäftigt. Dabei wurden viele bislang existierende Beschreibungen revidiert, zum Teil zusammengefasst oder in das Reich der Pseudo- und Synonyme verwiesen. Trotzdem gibt es bis auch heute noch unglaublich viel Diskussionsbedarf und dem Pilzlaien wird sich vielleicht der Blick hinter die Schleierlingsfassade nie eröffnen.

Der Name Schleierlinge kommt davon, dass zumindest in der jüngsten Wachstumsphase alle diese Pilzarten einen Schutz der Lamellen in Form eines mikrofeinen Haargespinstes haben, das wie ein Schleier/Haarschleier aussieht. Diese haarfeinen Fäden nennt der Fachmann Cortina.
Sobald der Pilz wächst und der Hut aufschirmt, reißt dieses Haargespinst auseinander und bleibt als schleierartiger Rest am Hutrand und als schleierförmiger Ring am Stiel zurück. Da das Haargespinst so unendlich fein gewebt ist, sind die einzelnen Fäden für uns praktisch unsichtbar. Nur in der Masse der zusammengeballten Fäden können wir den Haarschleier deutlich erkennen. Gute Beobachter können den Haarschleier auch dann sicher erkennen, wenn der Pilz bereits ausgewachsen ist. Sobald nämlich die bräunlichen Schleierlingssporen aus den Lamellen ausfallen, bleiben viele davon in diesem schleierartigen Gespinst hängen und färben es ein. So wird der schleierartige Ring am Stiel dann wieder sichtbar.
Die Großgattung der Schleierlinge gehört zu den schwierigsten Gattungen im Pilzreich und gibt sicher noch manch einer Generation von Pilzwissenschaftlern Gelegenheit, sich daran auszutoben. Leider befinden sich darunter nur sehr wenige und noch dazu oft sehr schwer bestimmbare Speisepilze, aber einige kräftig giftige bis tödlich giftige Arten, weshalb die ganze Gattung in der Pilzberatung nicht zu den Speisepilzen gezählt wird.

Da die Gattung nun einmal so unglaublich groß ist, wurden die rund 500 Arten in insgesamt 7 Untergattungen aufgeteilt.

Die Führungsrolle übernimmt dabei die Gattung Cortinarius, Schleierlinge, Slørsopp selbst, es sind große kräftige vollständig violettfarbige Fruchtkörper.


Dunkelvioletter Dickfuß

Dunkelvioletter Dickfuß

- Dunkelvioletter Dickfuß -
- Cortinarius violaceus -
- Mørkfiolett slørsopp -
- Kein Speisepilz, selten -


Danach kommen die Dermocyben, Hautköpfe, Kanelslørsopp, zu denen unser diesmaliger Pilz des Monats gehört. Die Pilze dieser Untergattung zeichnen sich dadurch aus, dass sie alle den Inhaltsstoff Anthrachinon enthalten der ihnen lebhafte Lamellenfarben in gelb grün rot und orange verleiht.

Die Untergattung Leprocybe, Rauhköpfe, - es ist mir kein norwegischer Name für diese Gruppe bekannt -, gruppiert orangebräunliche Pilzarten mit trocknem fasrigfilzigem Hut. Es gibt darunter zumindest zwei absolut tödlich giftige Arten.


Orangefuchsiger Raukopf

- Orangefuchsiger Raukopf -
- Cortinarius orellanus -
- Butt slørsopp -
- Tödlich giftig -


Mehr Informationen zum Orangefuchsiger Raukopf finden Sie im Artikel zum PdM April 2006.


Die Untergattung Phlegmacium, Schleimköpfe und Klumpfüße, norw. Slimhatter, zeichnet sich durch einen klebrig-schleimigen Hut und trockene oft knollig wirkende Stielbasen aus, vermutlich mindestens eine tödlich giftige Art.


Cortinarius varius

- Cortinarius varius -
- Klumbslørsopp -
- Nicht giftig, aber wegen der großen
Verwechselbarkeit mit giftigen Arten aus
dieser Untergattung nicht als Speisepilz empfohlen. -


Die Untergattung Sericeocybe, Dickfüße, (kein bekannter norw. Name) wurde von den Skandinaviern bei der Revision der Großgattung Cortinarius mit der Untergattung Telamonia, Wasserköpfe, (kein bekannter norw. Name), zurückvereinigt, also wieder zusammengeworfen, da die Trennmerkmale für zwei verschiedene Untergattungen wohl nicht ausreichend genug waren. Hierher gehören trockene meist mittelgroße bis große Arten, niemals mit Knolle, jedoch gern hygrophan (wasserzügig) oder mit Schleierbändern am Stiel.


Cortinarius spec.

- Cortinarius spec. -
- kein norw. Name -
- keine Genußwertangabe -


Und zuletzt kommt dann noch die Untergattung Myxacium, Schleimfüße, slimføtter, die von Kopf bis Fuß sozusagen schleimig sind, viele mehr oder weniger bittre Arten, aber keine Giftpilze in dieser Untergattung.


Cortinarius spec.

- Blaustielschleimfuß -
- Cortinarius collinitus -
- Blåbelteslørsopp -
- essbar -


Natternstieliger Schleimfuß

- Natternstieliger Schleimfuß -
- Cortinarius trivialis -
- Raspslørsopp -
- kein Speisepilz -


Beschreibung der Art:

Hut bis 5 maximal 6 cm, halbkugelig dann ausgebreitet mit etwas erhöhter breiterer Mitte, olivbraun bis zimtrötlichbraun, feinfilzig bis feinsamtig-faserig.
Lamellen ausgebuchtet mit Zahn herablaufend, zimt-orangerötlich.
Stiel strohgelb bis olivfarben mit gelblicher Cortina überfasert. Cortina nur im jüngsten Wachstumsstadium deutlich erkennbar, später weniger gut sichtbar als gelbliche Fasern im oberen Stieldrittel anhängend.
Fleisch blaß, gelblich.
Geruch schwach rettichartig.
Geschmack bitter. (deutlich erkennbares Antrachinon!)


Vorkommen

Juli bis November im Nadelwald, gerne im grünen Polster des Widertonmooses, was zeigt, dass der Pilz eine Vorliebe für saure Böden hat.


Verwechslungen

Mit anderen Hautköpfen möglich, jedoch ohne Auswirkungen, da alle diese Pilze nicht sonderlich groß sind und allesamt nicht als Speisepilze taugen.


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- Zimthautkopf –
- Cortinarius cinnamomeus –
- Norwegisch: Kanelslørsopp –
- schwach giftiger Pilz –


Verwertung

Der Pilz ist schwach giftig und erzeugt Magen-Darm-Störungen. Er ist jedoch sehr begehrt und gesucht, denn die enthaltenen Anthrachinone ergeben Farbstoffe, die sich mit Spiritus gut herauslösen lassen und sich hervorragend zum Färben von Wolle eignen. Der Zimthautkopf erggibt dabei eine frische gelborangebräunliche bis zimtartige Farbe, wobei es dem Autor mangels genauerer Kenntnis nicht möglich ist, tiefer in das Thema einzusteigen. Jedenfalls sei gesagt, dass die zweifelsohne vorhandene Giftigkeit der Hautköpfe keinerlei Auswirkung auf die daraus erzeugten Wollstoffe und deren spätere Trageeigenschaften haben. Farben, wie sie aus verschiedenen Pilzarten gewonnen werden können, sind hier auf den beiden folgenden Bildern zu sehen:


Farbpalette

Farbpalette



Besonderer Tipp für Nordlandreisende

Wer schwedisch oder norwegisch lesen kann und sich für das Färben von Wolle mit Pilzen interessiert, der sollte sich folgenden Link einmal ansehen, dort wird auch auf Literatur usw. eingegangen:
http://www.soppognyttevekster.no/soppfargere.asp
Jedenfalls ist das Wollefärben mit Pilzen und Flechten in Skandinavien ganz allgemein ein weit verbreitetes Hobby, speziell unter dem strickenden Teil der Bevölkerung.